Digitale Produktentwicklung bei MANN+HUMMEL
Wie das Performance Office komplexe Projekte unterstützt
Interview mit Luisa-Sofia Baumann (Senior Manager Performance Office) und Dennis Pfisterer (Director Project Office)
Die Digitalisierung ist neben Nachhaltigkeit und dem Mobilitätswandel eine der drei strategischen Treiber für die Transformation bei MANN+HUMMEL. Kein Bereich bleibt davon ausgeschlossen, denn um am Markt zu bestehen, müssen entwickelnde und produzierende Unternehmen agil bleiben. Auch die Produktentwicklung unterliegt einer Transformation. Kunden erwarten nicht nur, in kürzeren Abständen zu einem neuen, innovativen Produkt zu gelangen, sondern auch die notwendige Flexibilität seitens der Entwicklung, um auf veränderte Anforderungen zu reagieren. Immer häufiger werden Kunden in den Entwicklungsprozess mit einbezogen und Teil einer Produktpartnerschaft, bei der zu Beginn noch keine konkrete Vorstellung des ausgereiften Endprodukts vorliegt.
MANN+HUMMEL hat sich dieser Herausforderung gestellt und digitalisiert dafür einen integrierten Produktentwicklungsprozess. Wie das Performance Office bei dieser Aufgabe unterstützt, erklären Luisa-Sofia Baumann, Senior Manager Performance Office, und Dennis Pfisterer, Director Project Office, im Interview.
Dennis, welches digitale Transformationsprojekt begleitest du bei MANN+HUMMEL?
Dennis: Ich bin als Projektleiter gemeinsam mit Christian Haufe, Manager Business Analytics, dafür verantwortlich, dass wir unseren Produktentstehungsprozess bei MANN+HUMMEL weiter digitalisieren, um die Effizienz nachhaltig zu steigern. Wir wollen die Bedürfnisse unserer Kunden noch besser erfüllen und zum Beispiel Produktentwicklungszeiten verkürzen und Anfragen schneller bearbeiten – natürlich bei gleichbleibend hohem Qualitätsstandard. Hauptziel ist es, einen digitalen roten Faden, einen sogenannten „Digital Thread“, über die Daten entlang der Wertschöpfungskette aufzubauen. Dabei ist eine Durchgängigkeit und Vernetzung der Daten über Systeme hinweg von besonderer Bedeutung, um administrative Prozesse weiter zu automatisieren.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist auch die Befähigung der Mitarbeiter, mit den digitalisierten Prozessen entsprechend datengetrieben zu arbeiten und die Flexibilität und Transparenz effizient zu nutzen.
Durch die datengesteuerten Prozesse können wir schneller werden und natürlich dann auch unseren Wettbewerbsvorteil weiter ausbauen.
Luisa: Das Projekt von Dennis – bei uns intern heißt es „Design to Cost“ oder auch „D2C“ – ist übrigens für mich persönlich gerade ein absolutes Highlight-Projekt bei MANN+HUMMEL. Ich bin seit Jahren im aktiven Projektmanagement tätig und weiß daher um die Herausforderungen, vor denen Dennis und sein Team stehen.
Und um das zu ergänzen, was Dennis vorhin angesprochen hat: Nicht nur wir als MANN+HUMMEL profitieren von diesem Digitalisierungsschritt, sondern auch unsere Kunden. Wir sind zukünftig in der Lage, viel schneller auf Kundenwünsche und kurzfristige Anpassungen einzugehen. Gleichzeitig können wir unseren Kunden höhere Flexibilität in der gemeinsamen Produktentwicklung bieten sowie eine digitale Wertschöpfungskette.
Wie kommt die Zusammenarbeit mit dem Performance Office zustande?
Luisa: Das MANN+HUMMEL Performance Office koordiniert notwendige Maßnahmen, um die Brücke zwischen Strategie und Umsetzung zu schlagen und stellt die erfolgreiche Durchführung der wichtigsten strategischen Projekte sicher.
Das D2C-Projekt ist aktuell eines der komplexesten Digitalisierungsprojekte, deshalb fällt es unter den Performance Office-Schirm. Die Verantwortung und das operative Projektmanagement liegen zwar immer bei den jeweiligen Teams, wir vom Performance Office unterstützen jedoch die Durchführung und schaffen einen offenen Austausch hin zur Geschäftsführung. Natürlich spielt die Kontrollfunktion für uns als Perfomance Office dabei zunächst eine wichtige Rolle und wir sind hartnäckig, was die Realisierung der Ziele betrifft. Aber wir wollen auch coachen, Inhalte strukturieren, Projektinterdependenzen verstehen und – wenn nötig – auch Probleme oder Missverständnisse an die Oberfläche bringen, bevor sie zu Hindernissen werden. Genau das sind auch meine Aufgaben als Cluster Lead für Projekte im Bereich Digitalisierung.
Außerdem leite ich das Cluster, das sich nur auf agile Zusammenarbeit und Kollaboration fokussiert. In der Zusammenarbeit mit Dennis und seinem Team bin ich quasi in einer Doppelrolle unterwegs: Ich habe die Umsetzung und Ziele fest im Blick, stehe aber auch als Coach im Bereich Projektmanagement zur Seite.
Beruflicher Werdegang
Luisa-Sofia Baumann ist Senior Managerin im Performance Office und als Cluster Lead verantwortlich für die Cluster "Drive Digitalization" und "Agile Work Management & Collaboration". Darüber hinaus leitet sie das Global PMO bei MANN+HUMMEL.
Bevor sie Teil des Performance Office wurde, war Luisa für das Projektmanagement Kabinenluftfilter bei MANN+HUMMEL verantwortlich. Sie startete ihre Karriere 2016 bei Schaeffler Automotive, wo sie umfangreiche Erfahrungen im Projektmanagement und im Aufbau eines PMOs im Bereich E-Mobility Operations sammelte.
Luisa hat einen Masterabschluss in Maschinenbau und ist ausgebildete Six Sigma Black Belt.
Dennis, wie hilft Dir das Performance Office ganz konkret in der Projektumsetzung?
Dennis: Es geht zum einen um regelmäßige Projektreviews, die Vorbereitung und Begleitung im Steuerkreis. Zum anderen habe ich in Luisa einen Sparring Partner. Ich tausche mich mit ihr zu verschiedenen Themen aus und diskutiere Szenarien oder eben auch Projektmanagement-Ansätze. Das Performance Office will die maximalen Potenziale eines Projekts in die Praxis umsetzen. Das merkt man und davon profitieren wir Projektleiter.
Luisa: Genau, das ist das Konzept des Performance Office. Wir möchten eine hohe Geschwindigkeit in Entscheidungsprozessen erzeugen, um damit die Projekte bestmöglich auf die Zielgeraden zu führen.
Ihr habt es gerade schon angesprochen: Es gibt verschiedene Ansätze im Projektmanagement. Was unterscheidet das Projektmanagement eines digitalen Transformationsprojekts wie bei D2C von einem „klassischen“ Projekt?
Dennis: Ganz klar: Empowerment! Teams müssen vor allem bei Digitalisierungsprojekten die Rahmenbedingungen vorfinden, in denen sie schnelle und zielgerichtet Entscheidungen treffen können. Allein agile Methoden anzuwenden und nach Lehrbuch vorzugehen, ist nicht mehr ausreichend. Wichtig sind vor allem Teamspirit und Einstellung, aber auch das Rollenverständnis in den Projekten der gesamten involvierten Führungsmannschaft. An der Stelle auch nochmal einen besonderen Dank an unser Leadership Team und die Mitglieder des Steuerkreises für den Freiraum und die Entwicklungsmöglichkeiten!
Luisa: Apropos Entwicklung: Trainings sind das A und O bei einem Change-Prozess in diesem Ausmaß. Wir haben bei MANN+HUMMEL dafür sogar eine Projektmanagement-Academy ins Leben gerufen, die das Wissen und den Austausch unter Projektleitern und Teammitgliedern fördern soll. Sogar gesamte Steuerkreise können die Trainings durchlaufen, damit sie ein tieferes Verständnis der Vorgänge erhalten. Mittlerweile sind die Nachfragen nach unseren Trainings so hoch, dass wir bis auf sechs Monate im Voraus ausgebucht sind.
Beruflicher Werdegang
Als Director Project Office ist Dennis Pfisterer verantwortlich für den Produktentwicklungsprozess und die entsprechenden PLM- und Projektmanagement-Tools. Darüber hinaus treibt er die MANN+HUMMEL-Aktivitäten „Digital Twin" voran und leitet die Digitalisierung des Produktentwicklungsprozesses einschließlich der notwendigen Cultural Change Management Maßnahmen.
Seit seinem Start bei MANN+HUMMEL im Jahr 2005 hatte Dennis verschiedene Positionen in der Konstruktion, im technischen Änderungsmanagement und im Projektmanagement inne, bevor er das Projektmanagement für Filterelemente leitete. Seit der organisatorischen Einführung des Project Office bei MANN+HUMMEL im Jahr 2019 steht dies unter der Leitung von Dennis. Dennis studierte Maschinenbau (auf Diplom) an der Universität Stuttgart mit den Schwerpunkten Kraftfahrzeuge und Technologiemanagement.
Was sind die Herausforderungen in dieser neuen Projektumgebung? Wie geht ihr damit um?
Luisa: Es gibt definitiv kein Patent-Rezept. Wie Dennis schon erwähnte - wer lediglich die Prinzipien des agilen Arbeitens versucht anzuwenden, kommt nicht weit.
Dennis: Genau! Vor allem das Verhalten in einer volatilen Projektumgebung und die Einstellung zum Thema Digitalisierung beziehungsweise im Umgang mit Daten muss geschärft werden, damit ein Projekt zum Erfolg wird.
Luisa: Ich denke, es ist wichtig, dass für die jeweiligen Projekte die richtigen Rahmenbedingungen individuell geschaffen werden. Natürlich muss man in der Hinsicht auch schon mal experimentieren, ganz nach dem „Trial & Error“-Prinzip. Da bin ich wiederum dankbar, dass wir bei MANN+HUMMEL die Freiheit haben, Erfahrungen zu sammeln und die bestmögliche Art der Umsetzung für uns selbst zu finden.
Und was schätzt du an dem Set-up und der engen Zusammenarbeit mit dem Performance Office, Dennis?
Dennis: Die offene Kommunikation und das direkte Feedback in den regelmäßigen Touchpoints mit der MANN+HUMMEL Geschäftsführung. Das sehe ich als sehr hohe Wertschätzung gegenüber uns Projektleitern. Besonders die Mitglieder von unserem Steuerkreis und Hanno Höhn als Performance Office Lead haben für unsere Themen immer ein offenes Ohr, Zeit für Reflexion und Feedback. Das ist nicht selbstverständlich. Uns als Verantwortliche ermöglicht dieser direkte Draht und die aufgebrochene Hierarchieebene, Themen direkt zu adressieren und somit wiederum keine Geschwindigkeit in der Zielerreichung unserer Projekte zu verlieren.